Dr. med. Egon Brüning
Facharzt für Allgemeinmedizin
Tätigkeitsschwerpunkte:
Psychosomatik, Akupunktur, Hausarzt, Palliativmedizin
Alles, was das LAUFEN so interessant macht!
Sie machen sich mies gelaunt auf den Weg und kommen gut gelaunt zurück.
Das ist Laufen.
Die einfachste Sache der Welt - und gleichzeitig so rätselhaft.
Men's Health verrät, warum Laufen glücklich macht und nebenbei Ihre Probleme löst.
Warum läufst Du?
Mal ehrlich: Die Frage kann nur einer stellen, der mit Laufen nichts am Hut hat.
Die Wahre Faszination lässt sich kaum in Worte fassen.
Doch jetzt gibt es die Studienergebnisse des Kälner Psychogen Andreas Marlovits, der mehr als 100 Läuferinnen und Läufer detailliert zu ihrer Leidenschaft befragt hat. "Wichtig für alle, die mehr über das Laufen und sein psychologisches Geheimnis wissen sollen", so Marlovits.
1. Warum fangen immer mehr Menschen an zu laufen?
Ès gibt kaum etwas Einfacheres als Laufen.
Deshalb wirkt es als Gegenpol zum unüberschaubaren und unruhigen Alltag
attraktiv auf viele Menschen.
Wer läuft, der setzt einen Fuß vor den anderenm, nicht mehr und nicht weniger.
Beim Laufen lässt sich darüber hinaus das Durcheinander im Kopf in ein beruhigendes und geordnetes Nacheinander verwandeln. Diese Qualität des Laufens spricht sowohl gestresste Menschen an als auch diejenigen, die ihr Leben langsam und Schritt für Schritt wieder auf Touren bringen wollen.
Tipp:
Sehen Sie es als ein Geschenk, wenn Sie den drängenden Wunsch verspüren zu laufen.
Es ist ein Anzeichen dafür, dass Ihrem Leben eine Veränderung durchaus gut tun könnte.
2. Weshalb fühle ich mich nach dem Laufen meistens so wohl?
Vergessen Sie die landläufige Meinung unter den Aktiven, nach der für das gute Feeling
beim Joggen in erster Linie die Endorphine verantwortlich sind.
Die werden, wenn überhaupt, erst nach langen Strecken (30 Kilometer und mehr) ausgeschüttet. Entscheidend für das Hochgefühl beim Laufen ist vielmehr das ständige Wiederholen der immer gleichen Schrittbewegungen, die den Läufer in einen Rhythmus bringt, in dem er sich mit der Welt um sich herum im Einklang fühlt. Auch Tagträume sind beim Laufen möglich, sie besitzen eine reinigende und quasi therapeutische Wirkung auf Ihr Seelenleben.
Ihr Erleben ist dann von Mechanismen bestimmt, die sonst nur in nächtlichen Träumen vorkommen.
Tipp:
Achten Sie darauf, dass Ihre Laufkleidung gut passt.
Tragen Sie Funktionswäsche, damit die Luft zirkulieren kann und die Nässe von innen nach außen transportiert wird. Ansonsten ist's mit dem Wohlfühlen vorbei.
3. Warum stellen sich beim Laufen ungewöhnliche Gedanken ein?
Ihr Bewußtsein befindet sich durch das Laufen in einer anderen Verfassung als im Alltag.
Im Rhythmus des Laufens denken Sie nicht mehr aktiv, sondern spulen eine Art Gedankenfilm in Ihrem Kopf ab. In diesem Zustand ist es durchaus möglich, daß sich ganz neue Lösungen für Probleme abzeichnen - ähnlich wie bei einem Geistesblitz unter der Dusche.
Tipp:
Je gleichmäßiger Sie laufen, desto eher könne Sie auch im Kopf loslassen - dabei kommen die unterschiedlichsten Gedanken auf, auch Problemlösungen. Damit Sie diese gleich festhalten können, nehmen Sie etwas zum Schreiben oder ein Diktiergerät mit.
4. Was ist der Grund dafür, daß ich beim Laufen wie verrückt zähle?
Durch das Rechnen versucht man die Kontrolle über die eigenen Gedanken zu behalten. Es ist Ausdruck des Wunsches nach Halt in der eigenen Seelenlage. Allerdings ist es auf diese Weise schwer, einen Punkt zu erreichen, an dem sich die Gedanken verselbständigen und Sie ins Träumen hinübergehen können.
Tipp:
Nehmen Sie aktiv Abstand vom Addieren, Subtrahieren etc. Dann werden Sie offen für alles das, was danach kommt, und das Laufen kann zu neuen Erlebensformen führen.
5. Was kann ich gegen den inneren Schweinehund unternehmen?
Der Schweinehund provoziert unangenehme Gefühle und äußert sich in beklemmender Lustlosigkeit.
Diese kommt keinesfalls aus heiterem Himmel, sondern wird vom Läufer unbewußt selbst produziert und stellt eine Gegenhaltung zur Wirkung des Laufens dar.
So gibt es Tage, an denen man absolut keine Lust hat, in die Traumverfassung des Laufens zu kommen.
Das ist besondrs dann hinderlich, wenn man einem festen Laufplan folgt.
Der Plan gibt vor, daß gelaufen werden soll.
Die Psyche stemmt sich dagegen, sagt, daß sie keine Lust hat auf die Auflösung all dessen, was sie gerade so angenehm stabilisiert.
Tipp:
Geben Sie Ihrem inneren Schweinehund ruhig nach.
Lohn: Beim nächsten Mal werden Sie eine viel größere Lust aufs Laufen verspüren.
Darüber hinaus bewahrt Sie die gelegentliche Lustlosigkeit davor, daß das Laufen zu einer unkontrollierbaren Obsession wird.
6. Kann das Laufen einen Menschen tatsächlich süchtig machen?
Das Laufen selbst ist in der Regel keine Sucht.
Es kann aber als solche empfunden werden.
Je öfter Sie laufen, desto häufiger kommen Sie in den Laufrhythmus, schalten ab und gehen in Ihrer Umgebung auf.
Das ganz große Glücksgefühl bleibt allerdings aus - es tritt nur dann ein, wenn die Dosis gesteigert wird.
Auf diese Weise kann schließlich die Zwangsvorstellung aufkommen, daß Sie immer längere Strecken immer schneller laufen müssen.
Tipp:
Wenn Sie bemerken, daß sich Ihr Laufpensum extrem erhöht und Sie an den Folgen zu leiden beginnen (beispielsweise soziale Isolation, Verletzungen, permanente Gedanken an den nächsten Lauf), dann steuern Sie bewußt dagegen.
Suchen Sie eine Suchtberatung auf, die Ihnen hilft, die Hintergründe für Ihre unstillbare Sehnsucht nach der erlösenden Wirkung des Laufens aufzudecken.
7. Kann man durch das Laufen seine persönlichen Probleme lösen?
Laufen löst keine Probleme!
Es hilft, den persönlichen Leidensdruck für eine bestimmte Zeit zu reduzieren. Wer seine persönlichen Probleme nicht in den Griff bekommt, kann den Zwang spüren, die Laufdosis zu erhöhen.
Dadurch kann ein Kreislauf in Gang kommen, in dem man im wahrsten Sinn des Wortes vor seinen Problemen davonläuft.
Tipp:
Sollte Sie ein massives Lebensproblem belasten, dann stellen Sie sich diesem und ziehen möglicherweise fachlichen Rat hinzu.
Sinnbildlich gesprochen sollten Sie stehen bleiben, nicht mehr weiterlaufen.
Sie müssen ja nicht vollständig aufs Laufen verzichten, denn es kann in persönlichen Krisenzeiten auch eine unterstützende Wirkung haben.
8. Warum fühle ich mich nach einem Marathonlauf wie im Rausch?
Die berauschende Wirkung des Marathons beruht auf einem einfachen Prinzip:
der Erlösung aus einem selbst erzeugten Leiden, das sich bis zur Unerträglichkeit
steigern kann.
Die Rede ist dann stets vom "Mann mit dem Hammer".
An diesem toten Punkt überlassen sich die meisten Marathonis einer höheren Macht, beispielsweise dem Applaus der Zuschauer oder dem Sog der Mitlaufenden.
Ihr Läuferego hat dann eingesehen, daß es ohne fremde Hilfe nicht mehr weitergeht.
Der Lohn für diese Einsicht:
Ihr Ego kann wieder wachsen, und am Ende werden Sie dann mit einem unsterblichen Glücksgefühl belohnt.
Stellen Sie sich von Anfang an darauf ein, daß Sie beim Marathon auch eine Phase des Leidens durchlaufen.
Entscheidend dabei ist jedoch, daß Sie sich in Ihren schwächsten Momenten der unterstützenden Kraft anderer überlassen.
Nur dann werden Sie am Ende mit einem glücklichen Gefühl belohnt und können stolz darauf sein, daß Sie das große Ziel erreicht haben!
Quelle: Men's Health, Online